Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Jüchen

Sperrpausen

Sperrpausen im Bahnverkehr sind lästig. Aber geschenkt, danach wird es ja besser. Mal ist der Nutzen sofort sichtbar, mal kriegen wir Radfahrer das Signal gezeigt: Ihr steht unten in der Mobilitätskette. Drei Beispiele aus dem Rhein-Kreis Neuss.

Sperrpause andersrum: Der Bahnübergang Eselspfad ist modernisiert, die Züge nach Neuss und Mönchengladbach fahren längst wieder. Aber in Betrieb geht er nicht vor Juli 2025, weil dann erst die passende Technik im Neusser Stellwerk kommt.

Noch steht es nicht im Duden, aber sicher bald: Das Wort Sperrpause. Jeder weiß inzwischen, was das heißt: Im Zuge eines Infrastrukturprojekts muss eine Bahnstrecke für einige Wochen gesperrt werden. Es gibt dann Schienenersatzverkehr mit Bussen ohne Fahrradmitnahme und Toiletten. Freunde der Bahn müssen während dieser Zeit leiden, aber immerhin mit dem Wissen oder der Hoffnung, dass es anschließend wieder ein Stück besser läuft. Oder auch nicht Drei Beispiele:

Unterführung Weberstraße

Das Projekt Bahnunterführung Weberstraße in Neuss lief vorbildlich und ganz im Sinne der Verkehrswende: In geschickten Verhandlungen mit der Bahn hat die Stadt einen Fahrrad- und Fußgänger-freundlichen Neubau durchgesetzt, und auch die Bahn hat gezeigt, was sie kann, wenn ein Projekt hohe Priorität genießt: Vom Abriss bis zur Wiederfreigabe für den Bahnverkehr zwischen Neuss und Köln nach zweiwöchiger Sperrpauslief alles nach Plan. Hier gab es nichts zu meckern.

Bahnübergang Eselspfad

Ganz anders einige Kilometer weiter nördlich am Eselspfad, der von Holzbüttgen über die Morgensternsheide bis zum Südpark führt. Dort wurde im Sommer vorigen Jahres an der Neuss-Mönchengladbacher Bahnstrecke eine alte Rufschrankenanlage wegen irreparabler Mängel außer Betrieb genommen. Ein ganzes Jahr lang blieb die Schranke zu, dann kam in diesem Sommer endlich die ersehnte Sperrpause für die Modernisierung des Bahnübergangs. Allerdings bleibt der Übergang gesperrt, nach neuesten Informationen aus dem Unterausschuss Mobilität voraussichtlich bis Sommer 2025 – wegen langer Lieferzeiten für fehlende Stellwerkstechnik. Das mag auch an der geringen Priorität für einen Bahnübergang liegen, der „nur“ einen Radweg am Stadtrand bedient. Aber einst war der Eselspfad eine sehr beliebte Route westlich um die Neusser Kernstadt herum. Inzwischen suchen sich die Leute notgedrungen andere Wege. Man kann einen Weg auch „kaputtsperren“. Hoffen wir also auf eine Wiederbelebung im kommenden Jahr. Die Bahn hat bereits die nächste Sperrpause reserviert – für die abschließenden Arbeiten im Juli 2025, wenn dann die fehlende Technik geliefert sein wird. Zwischenzeitlich könnte die Stadt das letzte Stück zwischen Stoffelsweg und Bahnübergang asphaltieren. Hoffnungsschimmer für einen Neustart Eselspfad.

Bahnhof Osterath

Auch Meerbuscher kennen sich aus mit Sperrpausen. Seit Jahren wird am Großprojekt Kreisverkehr für Autos unter den Gleisen am Bahnhof Osterath gebaut, und das geht wohl bis zur Fertigstellung im Jahr 2029 so weiter. Immerhin ist die neue Unterführung für den Rad- und Fußverkehr schon fertig. Allerdings landet, wer zum Bahnsteig will, vor steilen Treppen ohne Aufzug. Rad- und Rollifahrende, die auf die andere Seite wollen, müssen Umwege über lange Rampen nehmen, während der Autoverkehr demnächst komfortabel durch den Kreisel im Souterrain rollen wird. Echte Barrierefreiheit geht anders.

Barrierfreiheit in den Sternen

Auch an anderen Bahnhöfen im Rhein-Kreis Neuss ist der barrierefreie Zugang ein Thema: Jüchen und Hochneukirch brauchen dringend einen Umbau mit  Aufzügen. Doch wann, das steht in den Sternen. Die Neusser S-Bahnhöfe Rheinparkcenter und Am Kaiser finden sich immerhin schon auf der Warteliste der Mobilitätsoffensive MOF NRW - das allerdings schon seit Jahren, ohne dass sich etwas tut. Für den Anfang tun es manchmal auch kleine Lösungen, zum Beispiel Schieberillen für Fahrräder.

https://juechen.adfc.de/neuigkeit/sperrpausen

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