Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Jüchen

Radschnellverbindungen im Rheinischen Revier

Mit dem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung beginnt für das Rheinische Revier ein unfanreicher Strukturwandel. Radschnellwege und Radvorrangrouten werden wichtige Elemente einer neuen, der Klimaneutralität verpflichteten Infrastruktur.

Das Rheinische Revier umfasst das Gebiet zwischen der ehemaligen Aachener Steinkohleregion und den Braunkohle-Tagebauen Garzweiler, Hambach und Inden. Bis 2030 soll hier laut Beschluss des Bundestags die Kohleverstromung vollständig heruntergefahren werden. Das bedeutet eine gigantische Transformation, vergleichbar mit der des Ruhrgebiets nach der Einstellung des Steinkohlebergbaus.

Strukturwandel braucht klimafreundliche Verkehrswege

Dieser Strukturwandel hat bereits begonnen und wird mit Fördermitteln des Bundes unterstützt. Neues Gewerbe siedelt sich an, Ausbildungsstätten und Forschungseinrichtungen ziehen Menschen an, die in der Nähe wohnen möchten. Das erfordert neue Verkehrswege, vorzugsweise für die umweltfreundliche Bahn und das Fahrrad. Grevenbroich wird über die “Revierbahn" an das S-Bahn-Netz angebunden, und unter dem Namen “Radverkehrsrevier” wurden bereits die Grundzüge für ein regionsweites Netz an Radschnellwegen und Radvorrangrouten entwickelt.

Radschnellwege und Radvorrangrouten im hierarchischen Netz

Verkehrsplaner konzipieren integrierte Radwegnetze und bauen diese aus drei hierarchischen Ebenen zusammen: Radschnellwege bilden die oberste Ebene und haben den höchsten Ausbaustandard. Sie sollen Städte miteinander verbinden, schnell und möglichst kreuzungsfrei zu befahren sein und werden gebaut, wenn das Potenzial mehr als 2000 Radfahrende täglich beträgt. Darunter kommen die etwas weniger breiten Radvorrangrouten, auch Radpendlerrouten genannt. Sie verbinden ebenfalls Kommunen miteinander und kommen bei einem Potenzial zwischen 500 und 2000 Radfahrenden in Betracht. Die technischen Standards für Radschnellverbindungen und Radvorrangrouten werden im Regelwerk H-RSV beschrieben. Die niedrigste Ebene ist das Basisnetz. Das sind in der Regel intrakommunale Radwege, wie wir sie kennen, gebaut nach den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA).

Landesbedarfsplanung nach dem FaNaG

Unabhängig von den besonderen Strukturwandelprojekten des Rheinischen Reviers arbeitet das NRW-Verkehrsministerium an der Aufstellung eines landesweiten Bedarfsplans für Radschnellwege. Dazu ist sie nach dem Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW verpflichtet, das Radschnellwege den Landesstraßen gleichgestellt. Das FaNaG ist das Ergebnis eines politischen Prozesses, der mit der erfolgreichen Volksinitiative Aufbruch Fahrrad im Jahr 2019 begann. Zur Vorbereitung des Bedarfsplans nach Maßgabe des FaNaG hat das Verkehrsministerium eine Potenzialanalyse erstellt, die zwischen allen Städten des Landes das Potenzial für Radschnellwege dokumentiert. Das Land ist nur für die Radschnellwege zuständig, für die Radvorrangrouten liegt die Baulast hingegen bei den Kommunen. Da aber für eine integrierte Netzgestaltung die verschiedenen Hierarchieebenen untereinander abgestimmt werden müssen, hat das Land alle Kommunen aufgefordert, ihre eigenen Pläne für Radschnellwege und Radvorrangrouten zu melden, damit die Planungen harmonisiert werden können. Die Erfassung der Radschnellwegsplanungen wurde im Sommer 2024 abgeschlossen, die Meldung von Radvorrangrouten muss bis spätestens Weihnachten 2024 erfolgt sein.

Projekte im Rhein-Kreis Neuss

Das erste Radschnellwegeprojekt im Rhein-Kreis Neuss startete bereit im Jahr 2013, als die Idee eines RSW von Neuss über Düsseldorf nach Langenfeld zu den fünf Gewinnern eines Planungswettbewerbs gehörte. Heute, elf Jahre später, ist auf der Hammer Landstraße in Neuss der erste halbe Kilometer des RS 5 fertiggestellt. Derart lange Vorlaufzeiten kennt man auch vom RS 1 im Ruhrgebiet. Sie sorgen für Frustration und neidische Blicke auf die niederländischen Nachbarn, die ihr Radschnellwegnetz viel schneller ausbauen. 

Dennoch werden bereits die nächsten Radschnellwegprojekte im Rhein-Kreis Neuss geplant. Gegen Ende 2024 wird die Fertigstellung der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Mönchengladbach - Neuss über Korschenbroich, Kleinenbroich und Büttgen erwartet. Auch für die Relation Mönchengladbach - Jüchen - Grevenbroich wurde Radschnellwegpotanzial ermittelt und eine Machbarkeitsstudie beauftragt.

https://juechen.adfc.de/neuigkeit/radschnellverbindungen-im-rheinischen-revier

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